Geschlechtsunterschiede in der Variabilität situationsspezifischer Erwartungs- und Wertüberzeugungen und selbsteingeschätzter Leistung in mathematikintensiven Studienfächern

Abstract

Die Erwartungs- und Wertüberzeugungen von Lernenden spielen eine wichtige Rolle für ihre Bildungs- und Berufsentscheidungen, beispielsweise in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT), in denen Frauen weiterhin unterrepräsentiert sind. Bisherige Forschung hat sich hauptsächlich auf Mittelwertunterschiede in den motivationalen Überzeugungen von weiblichen und männlichen Lernenden fokussiert. Daher wurden in der vorliegenden Studie Geschlechtsunterschiede in der Variabilität der situationsspezifischen Erwartungs- und Wertüberzeugungen sowie der selbsteingeschätzten Leistung im Verlauf des Semesters in verpflichtenden Mathematikveranstaltungen für Studienanfängerinnen und Studienanfänger in MINT-Studiengängen untersucht. Studierende aus drei mathematikintensiven MINT-Studienfächern wurden an drei Messzeitpunkten im Semester zu ihren situationsspezifischen motivationalen Überzeugungen und Leistungen befragt (N = 927). Mehrebenenanalysen zeigten signifikante Geschlechtsunterschiede in der Variabilität der Erfolgserwartung und selbsteingeschätzten Leistung im Verlauf des Semesters sowie in der Variabilität zwischen den motivationalen Überzeugungen und der Leistungseinschätzung innerhalb von zwei der drei Messzeitpunkte im Verlauf des Semesters. Diese Unterschiede blieben auch unter Kontrolle von individuellen und familiären Merkmalen der Studierenden bestehen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass weibliche Studierende in männlich-dominierten Studienfächern im MINT-Bereich anfälliger für Fluktuationen in ihren situativen motivationalen Überzeugungen sein könnten im Vergleich zu männlichen Studierenden.

Publication
In F. Lauermann, C. Jöhren, N. McElvany, M. Becker, & H. Gaspard: Jahrbuch der Schulentwicklung Band 22: Multiperspektivität von Unterrichtsprozessen (S. 184-213), Beltz Juventa